- Sozialistische Einheitspartei Deutschlands: Entstehung und Entwicklung bis 1949
- Sozialistische Einheitspartei Deutschlands: Entstehung und Entwicklung bis 1949»Wir sind der Auffassung, dass der Weg, Deutschland das Sowjetsystem aufzuzwingen, falsch wäre. ..«, war im Gründungsaufruf der KPD vom 11. Juni 1945 (siehe auch Deutschland nach dem Krieg: Demokratisierung und Parteienbildung) betont worden. Der Forderung nach der Vereinigung der beiden Arbeiterparteien, die von vielen Sozialdemokraten und vom Zentralausschuss der SPD erhoben wurde, verweigerten sich die Kommunisten zunächst. Offensichtlich wollten sie zuerst die eigene Organisation festigen und in Zusammenarbeit mit der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) wichtige Personalentscheidungen in der sowjetischen Zone beeinflussen. Außerdem bestand bei den KPD-Politikern wohl die Erwartung, mit ihrem antifaschistisch-demokratischen Programm eine breite Anhängerschaft gewinnen zu können. Nachdem sich jedoch herausgestellt hatte, dass die KPD einen sehr viel geringeren Zulauf als die SPD und die bürgerlichen Parteien hatte, forderte die KPD nun ab Oktober 1945 ihrerseits die Vereinigung mit der SPD. Die SPD und ihr Berliner Zentralausschuss unter Otto Grotewohl, der nun Vorbedingungen für eine Vereinigung mit der KPD stellte, gerieten unter massiven Druck der sowjetischen Besatzungsmacht; es kam auch zu Verhaftungen einzelner SPD-Funktionäre. Eine Urabstimmung unter den Parteimitgliedern über den Zusammenschluss wurde von der SMAD unterbunden. Die nur in den Westsektoren Berlins am 31. März 1946 durchgeführte Urabstimmung unter den SPD-Mitgliedern (rund 73 % beteiligten sich) ergab 82,2 % der Stimmen gegen eine Vereinigung mit der KPD. Doch der Zentralausschuss der SPD gab dem Druck der Verhältnisse nach; der SPD-Parteitag der sowjetischen Zone billigte den Zusammenschluss am 19./20. April 1946, und am 21./22. April 1946 wurde dieser auf dem Vereinigungsparteitag, dem 1. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), vollzogen. Den Vorsitz der SED übernahmen gemeinsam der Kommunist Wilhelm Pieck und der Sozialdemokrat Otto Grotewohl. Die Positionen in der Partei wurden zunächst paritätisch von Sozialdemokraten und Kommunisten besetzt. Nach dem Bruch der Sowjetunion mit Jugoslawien, das unter Tito eine eigenständige Politik verfolgte, wurde die SED seit Jahresmitte 1948 in eine »Partei neuen Typus« umgewandelt, die sich immer stärker dem sowjetischen Vorbild anpasste. Die These vom besonderen deutschen Weg zum Sozialismus wurde ausdrücklich widerrufen, und 1949 sagte die SED-Führung dem »Sozialdemokratismus« den Kampf an.
Universal-Lexikon. 2012.